PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  







  GEHEIMNIS


Freitag 10. - Sonntag 12. Juni 2011

Orff Zentrum, München
Kaulbachstr. 16




Das Programm als PDF










Freitag 10. Juni
Samstag 11. Juni
Sonntag 12. Juni
 
Veranstaltungsort
ReferentInnen KünstlerInnen
Förderungen


"DAS GEHEIMNIS - ein Verbergen von Wirklichkeiten - ist eine der Errungenschaften menschlichen Verhaltens. Gegenüber dem kindlichen Zustand, in dem jede Vorstellung sofort ausgesprochen wird, jedes Unternehmen allen Blicken zugänglich ist, wird durch das Geheimnis eine ungeheure Erweiterung des Lebens erreicht, weil viele seiner Inhalte bei völliger Publizität überhaupt nicht auftauchen könnten. Das Geheimnis bietet sozusagen die Möglichkeit einer zweiten Welt neben der offenbaren. Anfänglich Offenbares tritt in den Schutz des Geheimnisses und umgekehrt früher Geheimes, das dieses Schutzes entbehren kann", so der Soziologe Georg Simmel.

Geheimnis – eine rätselhafte Angelegenheit und Anreiz für Entdeckungen? Das Pfingtsymposion München stellt in diesem Jahr GEHEIMNIS in sein Zentrum.
In unserer von Rationalität geprägten Welt ist es selbstverständlich, auf alles eine Antwort zu haben, alles irgendwie er- klären oder nachlesen zu können. Werden wir von einer stromlinienförmigen, eindimensionalen, durch Wissen geprägten Lebensform dominiert – einer enträtselten Welt? Entspricht nicht auch dieser Haltung das Sichbloßstellen in den Social Networks des Internets und das Entblößen in der Werbung? Bis dato streng gehütete Geheimdokumente stehen plötzlich im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit und erschüttern Machtstrukturen. Dennoch scheint eine Sehnsucht nach Verzauberung, nach Geheimem ein unterschwelliges Verlangen zu sein, nach Orten und Zonen, wo sowohl heimlich Gehütetes seinen Platz findet als auch Unbekanntes, Innerstes – das, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Welche Aufgabe spielen in diesem Prozess die Künste, insbesondere die neue Musik? Im Briefwechsel mit John Cage schreibt Pierre Boulez vom "undurchdringlichen Kern an Nacht", der ein Musikstück erst zum Kunstwerk erhebe ... es müsse immer einen Rest an Geheimnis bewahren, um interessant zu sein. Die Kunst – ein Verhüllen, Verschlüsseln – trifft dies das heutige Kunstverständnis? Studierende der Regieklasse der Münchner Theaterakademie widersprechen: "Etwas zu verhüllen, damit es vielleicht zum Geheimnis wird, das interessiert uns nicht ... Geheimnisse erforschen ist wie eine Reise in eine andere Welt."

Lassen Sie sich auf diese Reise ein, das Symposion lädt kundige Reiseführerinnen und -führer ein, um in der Mehrdimensionalität der Künste, der Wissenschaften und des Lebens zu navigieren und im interdisziplinären Dialog dem Wirkungsfeld Geheimnis auf die Spur zu kommen aus der Sicht des Komponierens, der Kunstgeschichte, der Informatik, der Ethnologie und der Physik.
Die Musik eröffnet Bereiche, die dem Intellekt weniger zugänglich sind, auch den sinnlichen Zugang zu Geheimnissen – einen Weg vom Verborgenen ins Wahrnehmbare. Verhüllen, Verbergen, Verschlüsseln versus Aufschlüsseln, Enträtseln, Entdecken: ein in seiner Gegenläufigkeit sich ergänzendes Tun?

Ulrike Trüstedt


Schirmherr des Pfingstsymposions München 2011 ist
Dr. Hans-Georg Küppers,
Kulturreferent der Landeshauptstadt München.
 


    
 




   



nach oben
Freitag 10. Juni

20.00 Uhr     Orff-Zentrum München
Begrüßung und Eröffnung des Pfingstsymposions München 2011


Dr. Thomas Rösch
Direktor des Orff-Zentrums, München

"O wunderbare Notwendigkeit!"
Auf der Suche nach dem Unmöglichen

Bettina Skrzypczak

Geheimnis – das Wort ist mit hoher Spannung aufgeladen. Es gibt verschiedene Wege, sich seiner Bedeutung anzunähern. Seine Kraft liegt gerade in der Unschärfe, und wir fühlen uns angezogen durch die rätselhafte Gravitation, die ihm innewohnt. Das, was dem Wort durch die Exaktheit des Begriffs verloren geht, versucht die Kunst, für sich zu gewinnen – so kann das Unbekannte zum wahren Motor des Schaffens werden. Im Spannungsfeld der Unsicherheit des Suchens und der des Findens liegt die "Poesie des Fehlers". Der Fehler – oder das Risiko – gehört zum künstlerischen Schaffen. Der Punkt, an dem sich Kunst und Wissenschaft begegnen und Erkenntnis sich aus dem Gefängnis einer falsch verstandenen Rationalität befreien kann.

Bettina Skrzypczak
Daphnes Lied – Klaviersolo
Illuminationen – Klarinette, Cello und Klavier
Markus Schön – Klarinette, Yves Savary – Cello,
Jan-Philip Schulze – Klavier


22.00 Uhr     Orff-Zentrum München
GEHEIMNIS-REISE-GEHEIMNIS
Eine Performance von Studierenden der Regieklasse
Cornel Franz der Theaterakademie München

Etwas zu verhüllen, damit es vielleicht zum GEHEIMNIS wird, das interessiert uns nicht. GEHEIMNISSE entdecken ist mehr, als Bekanntes zu decodieren, das unbekannt gemacht wurde. GEHEIMNISSE erforschen ist wie eine Reise in eine andere Welt, die innerhalb oder außerhalb des Menschen liegen kann. Denn das gibt es noch in unserer Welt des Geheimnislosen, das GEHEIMNIS, allen Alleserklärmaschinerien zum Trotz. Vor allem mit Gertrude Stein, aber auch unter Zuhilfenahme anderer geheimer Welten geht es auf die ungewisse Suche nach den GEHEIMNIS-OASEN in einer auserklärten Wüste, genannt Welt. Denn: "A rose is a rose is a rose ..."



   




nach oben
Samstag 11. Juni

11.00 - 12.00 Uhr     Orff-Zentrum München

Seminar mit Bettina Skrzypczak

Am Beispiel der Komposition "anomalia Lunae media" UA zum 300. Geburtstag des Mathematikers und Naturwissenschaftlers Leonhard Euler 2007 werden die Berührungspunkte zwischen Kunst und Wissenschaft thematisiert sowie das Wagnis, das Unbegreifliche fassen zu wollen.


15.00 - 19.00 Uhr     Orff-Zentrum München

Abstraktion als Eingebung. Frühe gegenstandslose Malerei abseits von Mondrian, Kandinsky und Malewitsch

Daniela Stöppel
Esoterische und theosophische Theorien waren wichtige Impulse für die Entstehung der abstrakten Malerei zu Beginn des 20. Jh.s. Blavatsky, Leadbeater oder Schoenmakers beeinflussten nicht nur Kandinsky, Mondrian und Malewitsch, sondern auch weniger bekannte Vertreter und Vertreterinnen der Abstraktion. Hilma af Klint, Mathilde van Heemskerck, Jelena Guro und Natalia Gontscharowa entwickelten ebenfalls abstrakte Bildfindungen in großer Nähe zu Spiritismus und Esoterik.


Öffentliche GEHEIMNISSE –
Transparenz durch Whistleblowing?

Constanze Kurz
Die internationale Berichterstattung um die "unzensierbare" Whistleblower-Plattform WikiLeaks hat eine neue Diskussion über Öffentlichkeit und Geheimnis eröffnet. Welche langfristigen Auswirkungen werden die Internet-Enthüllungen auf Regierungen und Konzerne haben? Wird es ein Umdenken bei Journalisten, staatlichen Geheimnisträgern oder in Wirtschaftsunternehmen geben? Handelt es sich um eine neue radikale Informationsfreiheit, und wie ethisch bedenklich ist sie?


Das GEHEIMNIS im Kofferraum.
Todesrituale in der populären Filmkomödie

Wilma Kiener
Das Thema "Sterben und Tod" gehört zu einem der Hauptforschungsfelder der Ethnologie. Dabei werden Todesrituale erforscht, vornehmlich in außereuropäischen Ländern und Kulturen. Doch wie steht es um unser Todesbild? In unserer Kultur finden die meisten Todesrituale auf der Leinwand statt. Die Komödienvölker zum Beispiel ritualisieren die immer gleiche Todesszene: das heimliche Beseitigen einer Leiche. Keine andere Szene nötigt größere Risiken und Ressourcen ab. Es ist die Widerspenstigkeit der Leiche, die auch zu einer Definition des Komischen führt. Mit Filmbeispielen.



20.00 Uhr     Orff-Zentrum München


Kosmologie und das Geheimnis
des Lebens im Universum

Josef M. Gaßner
Unser Universum wirkt auf den ersten Blick bedrohlich, angefüllt mit Furcht erregenden Strukturen, den zahllosen Plasmasternen mit ihren gewaltigen Temperaturen, den Pulsaren mit ihren zerstörerischen Magnetfeldern und den reißenden schwarzen Löchern, die scheinbar nur danach trachten, alles zu vernichten, was in ihre Nähe gerät. Der Raum dazwischen ist auf unvorstellbar großen Skalen leer und kalt und verstärkt diese Eigenschaften mit jedem Augenblick.
Und doch ist eben dieses Universum zur Heimat für intelligentes Leben geworden. Das fein justierte Zusammenspiel von Kräften, Proportionen und Anfangsbedingungen ermöglicht Strukturbildung und sorgt für eine komplexe Chemie in Verbindung mit ausreichender Stabilität. Ziel des 90-minütigen Vortrags wird es sein, die Faszination um das Geheimnis des Lebens im Universum herauszuarbeiten. Mit Original-aufnahmen des Hubble Space Telescope.

Musik zu vier Pausenbildern aus dem Weltall, räumlich dargestellte
Klänge aus der Natur

Dieter Trüstedt


   




nach oben
Pfingstsonntag 12. Juni

11.00 Uhr     Orff-Zentrum München
Matinee



Wolf Loeckle
im Gespräch mit Wolfgang von Schweinitz, Trio Coriolis und
Mathis Nitschke

Streichtrio op. 45
Arnold Schönberg


KLANG auf Schön Berg La Monte Young
Stimmübung im Lobgesang
für Streichtrio mit
live-elektronischer Ringmodulation ad libitum, op. 39
Wolfgang von Schweinitz

Trio Coriolis
Michaela Buchholz – Violine
Klaus-Peter Werani – Viola
Hanno Simons – Violoncello
Mathis Nitschke – Ringmodulation
   
   




"... daß wir nicht sehr verläßlich zu Hause sind in der gedeuteten Welt."
Rainer Maria Rilke



 
 
   




nach oben
KünstlerInnen und ReferentInnen

Trio Coriolis
www.triocoriolis.de
Michaela Buchholz
Violine, München
Klaus-Peter Werani
Viola, München
Hanno Simons
Cello, München

Dr. Josef M. Gaßner
Mathematiker, theoretischer Physiker, Kosmologe,
Ergolding

Dr. habil. Wilma Kiener
Regisseurin, Ethnologin, Kochel am See,
www.matzkakiener.de/wilma_kiener_biografie.html

Constanze Kurz
Dipl.-Inf., wissenschaftl. Mitarb. Humboldt Universität
Berlin, Sprecherin des Chaos Computer Clubs, Berlin,
de.wikipedia.org/wiki/Constanze_Kurz

Wolf Loeckle
Journalist, München,
www.nmz.de/autoren/wolf-loeckle

Mathis Nitschke

Komponist, Installationen, Sounddesign, München,
www.mathis-nitschke.com

Yves Savary – Cellist, München

Markus Schön – Klarinettist, München,
de.wikipedia.org/wiki/Markus_Schön

Prof. Jan-Philip Schulze
Pianist, Hannover

Wolfgang von Schweinitz
Komponist, Lancaster, CA, USA
www.plainsound.org/WSwork.html

Prof. Dr. Bettina Skrzypczak

Komponistin, Basel,
www.bettina-skrzypczak.com

Dr. des. Daniela Stöppel
wissenschaftliche Assistentin am Institut für Kunstgeschichte
der LMU, Kuratorin am kunstraum muenchen

Dieter Trüstedt
Physik und Musik, München
www.luise37.de

Studierende der Regieklasse Cornel Franz
Theaterakademie München:
Levin Handschuh
Sapir Heller
Clara Hinterberger
Malte Lachmann
Igor Pison
Manuel Schmitt
Oliver Zahn
   




nach oben


Veranstaltungsort:

Orff-Zentrum München
Kaulbachstr. 16
80539 München


U 3/6 Universität

---> google maps




Anmeldung und Informationen


Anmeldung erbeten

Pfingstsymposion München 2011
Agnesstr. 39, 80798 München
Tel. 0 89 / 2 72 18 56

ulrike.truestedt[at]pfingstsymposion.de
www.pfingstsymposion.de

Gesamtkarte 50 / 35 Euro
Tageskarte   35 / 25 Euro
Einzelkarte   15 / 10 Euro


Ermäßigung: StudentInnen, Arbeitslose
   




nach oben
Mit freundlicher Förderung
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Bezirk Oberbayern
Polnisches Kulturzentrum
Privatmäzene

Zusammenarbeit mit der Hochschule für
Musik und Theater München
und der Echtzeithalle e.V.
 










 
       





 
     IMPRESSUM