PFINGSTSYMPOSION|2014|1990 - 2013|Konzept|Kontakt|ReferentInnen KünstlerInne|Förderung  


Samstag    29. Mai
Sonntag     30. Mai
 
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15. Pfingstsymposion München 2004



Samstag 29. Mai
Sonntag 30. Mai
   





Kafkas Erzählung „Vom Schweigen der Sirenen“ lässt den Leser im Vagen, ob die Sirenen Odysseus nun mit ihrem Gesang oder ihrem Schweigen betörten. Mit dem Wortspiel Stimme – stimmt – gestimmt lädt das Symposion zum Hören, Diskutieren, Nachdenken und Finden möglicher unerwarteter Antworten ein. Wir wollen den Prozess des Fragens aus der Musik heraus entwickeln und weiterentwickeln. Die Ausgangspositionen mögen widersprüchlich, nicht schlüssig wirken – eine Unschärfe-Position ist aber beabsichtigt.

In allen Musikkulturen nimmt die Stimme einen zentralen Raum ein. Faszination wie Distanz gehen von ihr aus. Sie gibt der Einmaligkeit eines jeden Menschen Ausdruck. Für ihr Erklingen ist sie auf Resonanz angewiesen und wiederum auf Resonanz angelegt. Was aber, wenn keine Antwort kommt und Taubheit sich breit macht – Sprachlosigkeit und Stimmlosigkeit raumgreifend werden? – Und das volle Geschrei weiter anschwillt, da kaum einer noch hinhört?
„Wer schweigt, stimmt zu.“ Trifft dieses Sprichwort den Nerv der Zeit, geben wir lieber unsere Stimme ab, als dass wir sie erheben? Was birgt dieser Raum der Stimme darüber hinaus?

Stimmigkeit – Gestimmt-Sein
Für den Musiker ist die richtige, fehlerfrei gestimmte Tonhöhe, basierend auf dem allgemein gültigen Grundton seines Instruments, maßgebend. Ein irgendwie Gestimmt-Sein, eine Stimmung, die den Schwankungen je nach Tagesform unter- liegt, passt nicht in das Gefüge dieses Zusammenspiels. Trügerisches, täuschendes, zeitgemäßes Gestimmt-Sein?

Stimmt haargenau oder auch nicht?
Das ist die Fragestellung dieses Pfingstsymposions.


 
         
 

E M O Y
Dieter Trüstedt
Musik-Installation im Foyer
Stimme und fahrbares Musikinstrument, aufgenommen am 17. März 2004 in der Emou-Straße, Athen

 
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Samstag 29. Mai 19 Uhr

Begrüßung
Hymne – Miriam Clark

Die Stimmen der Doppelgänger
Thomas Macho

Doppelgänger sind vielleicht erst seit der Romantik vorrangig visuelle, optische Erscheinungen. Davor waren sie häufiger „innere Stimmen“, die als Eingebungen, Anrufungen hörbar wurden. In der Antike wie in heiligen jüdischen und christlichen Schriften erteilen die inneren Stimmen wesentliche Winke. In der spätantiken Gnosis wurde die Erleuchtung nicht visuell, sondern akustisch erfahren – als Ruf. Um die Doppelgänger zu hören, um sie zum Sprechen zu bringen, wurden in den alten Hochkulturen Orte aufgesucht, die weitgehend still waren: Tempel, Höhlen, Friedhöfe, Berge, Kirchen oder Wüsten. Wenn wir wirklich lesen, begeben wir uns in stille Räume, um den Stimmen lauschen zu können, die jede Lektüre evoziert.

Samstag 29. Mai 21 Uhr

Das Stimmen eines Flügels als ein Stück Musik
Ein Stück des Stimmers Heribert Wünsch,
der immer wieder den Stimmschlüssel ansetzt
und so die Töne erst „komponiert“.

Diesen Prozess versucht Hans Rudolf Zeller zu visualisieren.

 



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Sonntag 30. Mai 11 Uhr

Hymne – Miriam Clark

Pfingstereignis und Glossolalie
Bernhard Grom SJ

„... und sie fingen an, in anderen Zungen zu reden, wie der Geist ihnen auszusprechen gab.“ Welche Zungen und Stim- men ertönten damals im Kreis der Frauen und Männer, die sich am Pfingstfest versammelt hatten oder die später in der Christengemeinde in Korinth glossolalisch redeten? Oder die heute in Pfingstkirchen und charismatischen Gebetsgruppen dieses „Charisma“ schätzen? Das Phänomen der Glossolalie, des Zungenredens, wirkt in unserer Kultur exotisch, und die ältere Psychologie kannte es nur als Störung von Psychiatriepatienten. Neuere Studien, die psychisch unauffällige Glossolalen getestet haben, zeichnen ein nuancierteres Bild, das – kunstgeschichtlich betrachtet – der „écriture auto- matique“ der Surrealisten in manchem ähnlich ist.

Sonntag 30. Mai 12 Uhr

Stimmhaftes
Texte von Andreas Heckmann (Vogelschau, Nachtwachen) und Thomas Glatz (Pomologie) – eine Lesung

Spiritual – Miriam Clark



Sonntag 30. Mai 16 Uhr


„Das Gegenteil ist auch falsch.“*
Ob etwas stimmt oder nur in sich stimmig ist?
Fragen an die naturwissenschaftliche Forschung
„Man muss die Natur knechten und foltern, damit sie ihre Geheimnisse preisgibt.“ (Sir Francis Bacon) Lassen sich diese Geheimnisse mit den bisherigen Forschungsmodellen enträtseln, oder sind etwa neue gefragt?
Gesprächsteilnehmer:
Dr. Rainer Gruber, Prof. Dr. Ulla Mitzdorf,
Dr. Jörg Schäffer, Ulrike Trüstedt frägt.

* in memoriam Ute Stammberger

Hymne – Miriam Clark

Sonntag 30. Mai 19 Uhr

Vom Verstummen der Schreihälse
Theo Geißler

Als ein – wie er sich selbst sieht – Schreihals im Konzert der Musik-Publizisten berichtet Theo Geißler ganz subjektiv über Verschleiß-Erscheinungen, Verzweiflungs-Taten und Mut-Anfälle in seinem Metier. Und über den Reiz eines Lernprozesses, vor dem er sich bisher gedrückt hat:
Über das Leise-Werden.

Sonntag 30. Mai 21 Uhr

for bunita marcus
Morton Feldman

Sabine Liebner, Piano
Morton Feldman zu seinem Stück, das er 1985 komponierte und dessen extreme Zeitdauer den Rahmen eines normalen Konzertes durchbricht:
„Ich weiß wirklich nicht, wie lange ein Stück sein wird. Häufig hat das Diktat eines Stückes mit rein persönlichen und emotionalen Gründen zu tun. Das Stück, das ich Bunita Marcus gewidmet habe – wenn ich mich verletzlich machen sollte –, hat mit dem Tod meiner Mutter zu tun und mit dem Gedanken eines langsamen Todes. Ich wollte einfach nicht, dass das Stück stirbt. Ich habe dies also kompositorisch ge- nutzt, um es am Leben zu halten wie einen unheilbaren Patienten, so lange wie möglich.“

 


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Veranstaltungsort:

Carl Orff Auditorium
Luisenstr. 37a

U2 Königsplatz


Gesamtkarte
20 €, ermäßigt 15 €

Karten an der Veranstaltungskasse

 

Pfingstsymposion
c/o Ulrike Trüstedt
Agnesstr. 39
80798 München

Tel: 089/ 272 18 56
ulrike.truestedt[at]pfingstsymposion.de

 

 

 



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KünstlerInnen und ReferentInnen

Miriam Clark
Sängerin, München
Theo Geißler
Herausgeber, Chefredakteur der Neuen Musik
Zeitung nmz, Moderator des Musikmagazins
„taktlos“ in Bayern2Radio, Regensburg
Thomas Glatz
Schriftsteller, bildender Künstler, Organisation
der Literaturbühne „Open Mic“, München
Prof. Dr. Bernhard Grom SJ
Jesuit, Religionspsychologie an der Hochschule
für Philosophie, München, Redaktionsmitglied der
Zeitschrift „Stimmen der Zeit“, München
Dr. Rainer Gruber
Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik,
Garching bei München
Andreas Heckmann
Übersetzer, Autor, Literaturkritiker, München
Sabine Liebner
Pianistin, München
Prof. Dr. Thomas Macho
Lehrstuhl für Kulturgeschichte des Kulturwissen-
schaftlichen Seminars der Humboldt-Universität,
Berlin
Prof. Dr. Ulla Mitzdorf
Frauenbeauftragte der LMU München, Institut für
medizinische Psychologie, München
Dr. Jörg Schäffer
Komponist, Biochemiker, Echtzeithalle, München
Dieter Trüstedt
Künstler, Physiker, Echtzeithalle, München
Heribert Wünsch
Klavierstimmer, München
Hans Rudolf Zeller
Musiktheoretiker, Komponist, Übersetzer, München

 







 




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Mit freundlicher Unterstützung:

Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft
Forschung und Kunst
Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Privatmäzene

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik und Theater München
Träger des Pfingstsymposions Echzeithalle e.V.

 




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Konzept und Realisation Ulrike Trüstedt
 
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